Anfänge der Post in Hennigsdorf

Teil 1

Hennigsdorfer Visitenkarte

Hennigsdorf, am nordwestlichen Rand Berlins gelegen, ist eine moderne Kleinstadt. Im Jahre 1910 wurde das Dorf im Zuge der Randwanderung der Berliner Großindustrie vom Weltkonzern AEG als Industriestandort erwählt.

Die. Einwohner des bereits 1375 im Landbuch Kaiser Karl IV. erwähnten Dorfes befassten sich bis zum 19.Jh. vorwiegend mit Fischfang und betrieben Ackerbau und Viehwirtschaft. 1375 zählten gerade 11 Häuser zum Dorfkern.

Rückgrat der Wirtschaftskraft der Gemeinde bildeten seit der Industriewerdung im 19. Jh. Erzeugnisse der Keramikindustrie und der Holzindustrie, ab dem 20. Jh. die Fertigung der Elektrotechnik und des Schienenfahrzeugbaus sowie der Metallurgie. Heute, im Jahre 2001, hat Hennigsdorf über 27 000 Einwohner.

Suche nach Zeitzeugnissen

Postgeschichte in der Havelregion aus früheren Jahrhunderten mit Zeitzeugnissen zu belegen ist problematisch. Schriftstücke dieser Epoche sind selten aufzufinden. Noch vor Jahrhunderten war die Anzahl der Bewohner der Mark, die des Lesens und Schreibens kundig waren, spärlich.

Nur ein privilegierter Personenkreis nutzte den Schriftverkehr für die Übermittlung von Nachrichten.

So ist es logisch, dass der Austausch von schriftlichen Mitteilungen sehr gering war und meist nur zwischen Amtsstellen erfolgte.

Aus wichtigen Anlässen wurde Post aufgegeben, wie z. B. bei Streitfällen, Klageerhebungen oder Bittgesuchen an das Amt oder den Grundherrn. Einladungen zu Hochzeiten oder auch zu Kindstaufen sowie auch andere Nachrichten werden den Postweg genommen haben.

Die einfachen Dorfbewohner waren beim Verfassen solcher Briefe auf die Hilfe eines Schreibers angewiesen.

Postkarte um 1900

Nach der Verlegung im Jahre 1506 von Brücken über die drei Havelarme bei Hennigsdorf kam es zur Belebung des bislang abgeschiedenen Dorfes.

Über das Postwesen aus dieser Zeit liegen keine verlässlichen Angaben vor.

Sicher ist die Annahme, dass Fuhrleute, Schiffer und Fischer oder auch reitende Boten die Überbringung der Post übernahmen. Die wenigen befahrbaren Straßen von Hennigsdorf und Umgebung waren ungepflastert und kosteten die Fuhrleute und Pferde viel Kraft und Zeit. Wegen der hohen Portokosten hatte die Beförderung von Briefen und Paketen nur einen geringen Umfang.

Fast 150 Jahre sollten vergehen, bis nach Ende des 30-jährigen Krieges von 1618/1648 sich in der Mark eine wirtschaftliche Entwicklung zu regen begann. Ab 1650, zur Zeit des Großen Kurfürsten, finden sich Nachrichten über den einsetzenden Postverkehr, der auf der Strecke Berlin nach Hamburg mittels Postkutschen führte. Von Berlin aus begann die Reise im gelben Kutschwagen, mit Stationen in Tegel, Heiligensee und Hennigsdorf nach Bötzow, um einige zu nennen.

Veränderte Bedürfnisse der Dorfbewohner an die Post bildeten sich erst nach der Entlassung  aus der Leibeigenschaft zum Ausgang des 19. Jahrhundert aus, als sich danach Gewerbe und Handel freier entfalteten. Einen positiven Einfluss übte in der Mark Brandenburg das königliche Reglement zur Einführung der Schulpflicht in Preußen ab 1717 aus.

Allgemein förderte der durch das Lesen und Schreiben höhere Bildungsstand der Untertanen in Preußen die Entwicklung des Postwesens. Handwerk und Gewerbe und die zunehmende Mobilität der Beschäftigten in den Ballungsgebieten der Berliner Industrie, ließen den Brief- und Postkartenumlauf sowie Telegrafenverkehr umfangreicher werden.

„ Alte “ Poststraße im Krämer

Noch heute finden sich Überlieferungen an die vergangene Postzeit.

Eine bekannte Strecke der frühen Post ist heute zu einem beliebten Ausflugs – und Wandererziel der Märker geworden; der Krämer.

Zur Zeit des Großen Kurfürsten, um 1650, führte eine Poststraße durch den Krämer. Später wurde diese Straße als „Alte“ Poststraße umbenannt, weil der Fahrweg der Post von Berlin nach Hamburg vor 150 Jahren über Nauen führte.

Der „Ziegenkrug“ – Raststätte am Postweg

H. Wille aus Kremmen berichtet (1940 ) in seiner Schrift: „Das Ländchen Glin und seine Randgebiete“ über diese Poststrecke wie folgt:

„ In Berlin begann damals die Fahrt mit der gelben Postkutsche, und in einem Zuge ging es über Tegel, Heiligensee und Hennigsdorf bis Bötzow. Vor dem Amtshause war der erste Pferdewechsel; dort wurden auch Postsachen aus- und eingeladen; denn Bötzow war der einzige Postort für den ganzen Glin.

Vier ausgeruhte Pferde wurden angespannt; der „Postillon“ blies ins Horn und die zweite Fahrstrecke wurde zurückgelegt; sie führte durch den Krämer. Nicht immer ging es im Trabe; die Straße war nicht gepflastert; tief mahlten die Räder durch den losen Sand.

Schwer beschlagen mit Eisennägeln, waren die starken Räder, damit der Wagen auf der langen Reise und in den Schlaglöchern der unebenen Wege nicht zusammenbrach.

Vorbei am Ziegenkrug, wo noch eine alte Postsäule als Meilenstein am Wege steht, durch Flatow, Linum nach Fehrbellin.

Dort war die zweite Haltestelle und neuer Pferdewechsel. Der Posthalter in Fehrbellin versorgte die Ortschaften im Ländchen Bellin mit Postsachen.

Ein Brief von Berlin nach Bötzow kostete im Jahre 1800 1 Groschen, bis Fehrbellin, 1 1/2 Groschen.

Für eine Postfahrt war 1764 von Berlin zu zahlen; bis Berlin 15 Groschen, bis Fehrbellin 33 Groschen, bis Hamburg 6 Taler 18 Groschen und 6 Pfennige (1 Groschen hatte damals nach dem heutigen Geld einen Wert von 60 Pfennig; es wurde aber noch nicht so oft geschrieben, auch viel weniger gereist) “.

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