Anfänge der Post in Hennigsdorf

Teil 3

Fortschritte durch die Eisenbahnanbindung Hennigsdorfs an Berlin

Als in Hennigsdorf im Jahre 1893 die Bahnstation eröffnet wurde, ging die Postkutschenzeit ihrem Ende entgegen.

Vorteile der Bahnverbindung im Vergleich zur Postkutsche lagen in der Schnelligkeit, der sicheren Beförderung sowie in der Bequemlichkeit für die Reisenden. Ein modernes Zeitalter der Technik und Kommunikation nahm seinen Lauf.

Gruppenbild auf dem Hof des Postamtes

 Einrichtung des Kaiserlichen Postamtes 1910

Seit der AEG Niederlassung in Hennigsdorf im Jahre 1910 traten auf vielen Ebenen des Gemeindewesens Veränderungen ein. Nachhaltig wurden die Anforderungen auf das Postwesen spürbar. Auswirkungen ergaben sich für Briefpost, Paketversand und Telegraphendienst.

Der Fernsprechverkehr der AEG-Hennigsdorf musste in alle Richtungen des Deutschen Reiches geführt werden und hatte einen beträchtlichen Umfang. Ebenso stellten sich höhere Anforderungen an den Bahnpostdienst, der über den seit 1893 eröffneten Hennigsdorfer Bahnhof ablief. Diesen Anforderungen entsprach die 1877 eingerichtete Postagentur in ihrer personellen Besetzung auch nicht mehr. Naheliegend ist, dass der Entscheid der Oberpostdirektion Potsdam, für Hennigsdorf das Kaiserliche Postamt einzurichten auf den Einfluß der AEG zurückzuführen ist.

Kaiserliches Postamt (Ansicht 1913 )

Zur Einrichtung des geplanten Postamtes anstelle der kleineren Postagentur in der Hauptstraße 1 mietete die Postdirektion das einstige Kolonialwarengeschäft Rodewald in der Chausseestraße 40 an.

Standort des 1893 erbauten Gebäudes und Räumlichkeiten wurden als ausreichend für den Schalter – und Paketdienst sowie zur Abwicklung des Brief-und- Telegraphendienstes eingeschätzt und entsprechend eingerichtet. Auf dem Hof des Postamtes wurde der Paketverkehr abgewickelt.

Für die Hennigsdorfer Bewohner war die Eröffnung des Kaiserlichen Postamtes im Jahre 1910 durch die Oberpostdirektion Potsdam ein wichtiges Ereignis, von nun an war man an die Welt angeschlossen. Anfangs arbeiten sechs Bedienstete in der Kaiserlichen Post. Albert Rodewald, Hausbesitzer und früherer Betreiber der Kolonialwarenhandlung wurde 1910 zum Amtsleiter der Einrichtung berufen.

Post in der Kriegszeit 1914 bis 1918

Ereignisse des 1. Weltkrieges blieben nicht ohne Auswirkungen auf Hennigsdorf.

Innerhalb der AEG-Fabriken musste das Fertigungsprogramm auf die Versorgung der kaiserlichen Armee umgestellt werden. Auch die Kaiserliche Post mußte umrüsten.

1915 wurde eine Fernsprechvermittlungsstelle eingerichtet. Mit dem wachsenden Geschäftsumfang in der Post und Gemeinde, besonders aber durch die Folgen der Kriegsführung für die Betriebe war die Post ab 1918 genötigt, eine weitere Aufstockung des Postpersonals vorzunehmen. Das Kaiserliche Postamt der Klasse II wurde in die höhere Stufe III rangiert und beschäftigte 19 Beamte.

1918 nach Kriegsende erfolgte für das Kaiserliche Postamt in Hennigsdorf nur eine Namensänderung.

Das Kaiserrreich hat sich verabschiedet!

In den Nachkriegswirren entstehen neue Anforderungen für die Post der Weimarer Demokratie.

Erinnerungen von Zeitzeugen

Paul Emil Zinne 1925 / Telegraphenleitungsaufseher

Als Zeitzeuge erinnert Heinz Zinne, der selbst Postangestellter in Hennigsdorf war, an seinen Vater, der im Kaiserlichen Postamt seine Karriere machte.

Im 1893 fertiggestellten Haus der Chausseestraße bezogen seine Eltern Wohnung. Vater, Paul Emil Zinne, nahm eine Beschäftigung als Posthilfsschaffner auf.

Postbeförderung erfolgte auf Schusters Rappen, später wurden Fahrräder angeschafft. Paketpost wurde mit Handkarren befördert, außer der Hauptstraße und der Chausseestraße gab es nur sandige Wegstrecken.

Erst Mitte der 20 er Jahre erfolgten Straßenbaumaßnahmen außerhalb des Dorfkerns, die zur Arbeitserleichterung der Postbediensteten beitrugen.

Im Hause des einstigen Kaiserlichen Postamtes in der heutigen Berliner Straße wurde 1922 Sohn Heinz Zinne geboren. Vater Paul Emil Zinne übte als Beamter seinen Dienst rechtschaffen und gewissenhaft aus, wodurch er sich Vertrauen erwarb.

Ferngespräche zu damaligen Zeit zu ermöglichen war für die Post mit erheblichem Aufwand verbunden. Im Straßenbild sind noch als Überbleibsel aus den Anfängen der Telefonie die Holzmaste mit Porzellanisolatoren und den Drahtleitungen zu finden, die zur Übermittlung der Nachrichten erforderlich waren. Jedes Gespräch wurde Anfangs handvermittelt. Eine Mühsal war die Verlegung der Telefonleitungen. Jeder Draht wurde von Hand am Isolator befestigt. Deutsche Gründlichkeit war angesagt.

Welche Vielzahl an Verbindungen über eine Vermittlungsstelle geführt wurde, zeigt die Abbildung aus den 20er Jahren mit den in luftiger Höhe befindlichen Postlern.

Das war die Welt des Paul Emil Zinne.

Zielstrebig qualifizierte sich Emil Zinne im Telegraphendienst und wurde 1925 zum Telegraphenleitungsaufseher ernannt.

Emil Zinne war auf die Urkunde der Oberpostdirektion sehr stolz und über die Kriegs- und Nachkriegswirren hinweg bleibt das Blatt im Familienalbum erhalten.

Das Postamt in der heutigen Berliner Straße hatte bis zum Jahre 1931 seine Funktion erhalten können

Albert Rodewald der ehemalige Amtsleiter ging in Pension. Über das Ableben von Albert Rodewald berichtete am 27. 12. 1933 die Nordberliner Tagespost. Albert Rodewald verstarb am zweiten Weihnachtsfeiertag. Kurz zuvor feierte Rodewald noch das Fest der Goldenen Hochzeit.

Über das ehrwürdige alte Postamt und die von den Bediensteten geleistete Arbeit wäre zu einer späteren Gelegenheit zu berichten.

Das Postamt in der heutigen Berliner Straße hatte bis zum Jahre 1931 seine Funktion.

Albert Rodewald der ehemalige Amtsleiter ging in Pension. Über das Ableben von Albert Rodewald berichtete am 27. 12. 1933 die Nordberliner Tagespost. Albert Rodewald verstarb am zweiten Weihnachtsfeiertag. Kurz zuvor feierte Rodewald noch das Fest der Goldenen Hochzeit.