Mit der 1909 in Betrieb genommenen Gasanstalt (s. Foto) hatte die Gemeinde Hennigsdorf den Bedarfen der Bewohner an einer kommunalen Energieversorgung entsprochen.

Das Angestelltenwohnhaus sowie die ehemalige Gaswerkhalle mit Anbauten wurden somit im gleichen Baustil -wie das damals neue Hennigsdorfer Rathaus- in schmucker roter Klinkerfassade vom ortsansässigen Bauunternehmen „August Conrad“ errichtet. Die Gemeinde gab mit dem zugehörigen Gasleitungsnetz auch Anstöße für die Entwicklung des Dorfes. Außer der Grundstücksversorgung konnte nun auch eine Straßenbeleuchtung erfolgen.

Die von der  Gasanstalt zur Vergasung benötigte Kohle wurde auf dem Wasser- und Schifffahrtsweg angeliefert und von einem örtlichen Pferde-Fuhrunternehmen vom Gemeindehafen antransportiert. In den Folgejahren erhöhte sich mit der industriellen Entwicklung der Gasbedarf. Für die Umsetzung weiterer Investitionen, wie z.B. Gasometer, wurde dann auch die angesiedelte AEG einer der Gesellschafter.

Auf dem alten Foto aus der Zeit nach 1910 sind rechts Bahnschranken erkennbar, weil damals die Gleise die Hauptstraße noch auf Geländeniveau überquerten. Die Dammaufschüttung und der Brückenbau erfolgten hier erst im Jahr 1924. Auch die Errichtung des heute immer noch intakten südlichen Bahnhofstunnels und der S-Bahnbrücken über die Feld- und Marwitzer Straße führten zu einem fortschrittlichen, schrankenlosen und damit kreuzungsfreien sowie sicheren Straßenverkehr ohne Wartezeiten. Im Jahr 1927 konnte nach der Inbetriebnahme des Hennigsdorfer Umspannwerkes („Gleichrichterwerk“ mit roter Klinkerfassade westlich des Bahndammes an der Krummen Straße) der S-Bahn Betrieb nach Velten aufgenommen werden.

Da zum Ende des Zweiten Weltkrieges die Hennigsdorfer Sparkasse infolge von Kriegseinwirkungen mit dem Abbrand des Wohn- und Geschäftshauses Hauptstraße 27 (jetzt Anwaltskanzlei) ihren Standort verloren hatte, wurde ab 1945 eine neue Filiale in der unteren Etage des Angestelltenwohnhauses des Gaswerkes eingerichtet. Der Eingang erfolgte über die seitliche überdachte Außentreppe.

Die Verkokung von Kohle zu Stadtgas wurde in den 1970 er Jahren stillgelegt. Die Gasanstalt blieb aber Betriebsgebäude für Energieversorgung. Die Gasometer dienten der Speicherung von Erdgas und wurden erst Ende der1980-er Jahre abgerissen. Die Wegnahme der anschaulichen Gaswerkhalle musste leider um 2010 erfolgen zur Beseitigung von unterliegenden Bodenkontaminationen (Altlasten).